P53 – Hintergründe und Aktuelles

Geplanter Bau einer neuen Stromtrasse (Projekt P53 Raitersaich-Ludersheim-Sittling-Altheim und hier speziell Maßnahme M54 Ludersheim – Raitersaich) (von Claudia Menz-Raithel)

Im Zuge der geplanten ( und auch nötigen) Energiewende wurde von der Bundesregierung beschlossen, dass Strom, der z.T. durch Windenergie in Norddeutschland erzeugt wird, über neu zu errichtende Stromtrassen in den Süden Deutschlands geführt werden soll, um so dafür zu sorgen, dass die Stromversorgung sichergestellt ist. Das ist die offizielle Begründung für den Bau dieser gigantischen Stromtrasse.

Die Idee einer Umstellung auf die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien, ist grundsätzlich zu befürworten. Eine Abkehr von Kohle und Gas ist ganz im Sinne einer vielleicht noch möglichen Abmilderung des fatalen Klimawandels, den wir gerade weltweit erleben. Eine solche Umstellung auf erneuerbare Energien kostet Zeit und Geld und ist auch sicherlich nur im europäischen Verbund möglich.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der hier zu beachten ist, ist natürlich auch die Tatsache, dass wir in Deutschland in einem stark zersiedelten Land leben, in dem es kaum „freie“ Flächen gibt, durch die man die (mehr oder weniger) benötigten Stromtrassen führen könnte.

Gerade wir, die wir hier im Nürnberger Südosten leben, sind seit vielen Jahren vom Bau diverser Großprojekte betroffen. Vor unseren Haustüren in Moorenbrunn, Altenfurt und Fischbach wurden und werden sinnige (und unsinnige) Großprojekte geplant, wie Overfly, ICE Werk, Autobahnerweiterung, Velodrom etc. etc.

Aber nicht genug davon, nun ist Moorenbrunn nun auch noch in das Visier der Stromtrassenplaner von TenneT geraten. TenneT ist eine niederländische Firma, die beauftragt wurde, diese geplante Stromtrasse zu bauen. Ein Teil dieser Stromtrasse ist die sog. P53, die Mittelfranken quert und mit einem Teilstück von Ludersheim nach Raitersaich (M54) den Nürnberger und Schwabacher Raum durchquert. Die Firma TenneT hat nun im letzten Jahr bekanntgegeben, dass sie sich den Verlauf der Trasse um Nürnberg herum zum einen entweder an Feucht vorbei oder direkt an Moorenbrunn vorbei (hier diskutierte man 2 Varianten) vorstellen könnte. (siehe auch die Karten unter folgendem Link:

https://www.tennet.eu/de/unser-netz/onshore-projekte-deutschland/juraleitung/trassenverlauf/

(Hier ist dann Abschnitt A zu wählen und dann das PDF Schwabach-Wendelstein_Karten_Abs_A_Gesamt_Blatt_2.pdf)

(oder hier auf unserer Homepage)

 Um die Dimensionen dieses Vorhabens zu verdeutlichen:

Man möchte mit wenigen hundert Metern Abstand zu den Wohnhäusern Moorenbrunns die bis zu  110 m hohen Strommasten einer 380 kV Leitung zum Teil an der A6 entlang, zum Teil durch den Reichswald (Bannwald) bauen oder aber mit ca. 100 m Abstand zu den Wohnhäusern erdverkabeln!

Selbst Experten und Entscheidungsträger der N-ERGIE bezweifeln die Notwendigkeit einer 380 kV Leitung und sind der Meinung, die bestehende 220 kV Leitung wäre ausreichend.

Nun hat sich bereits breiter Widerstand entlang dieser geplanten Trassenführung formiert. Eine Allianz aus 5 Bürgermeistern (Rohr, Kammerstein, Schwanstetten, Büchenbach und Rednitzhembach) stellt die Notwendigkeit dieser Baumaßnahme generell infrage. Sie plädieren dafür, die bestehende Leitung zu ertüchtigen bzw. auf regenerative, in der Region erzeugte Energie zu setzen. Im Sinne der aktuell vielzitierten Nachhaltigkeit dürfte eine solch umweltzerstörerische Trasse sicher nicht sein.

Die immer weitergehende Zerstörung des Bannwaldes und somit die weitere Vernichtung der Lebensqualität in unseren Stadtvierteln muss endlich aufhören. Es reicht!

In den letzten Monaten hat sich leider auf bundespolitischer Ebene einiges getan, um den Bau dieser Stromtrasse schneller umzusetzen.

Im Bundestag wurde am 28.01.2021 die sog. Bundesbedarfsplangesetznovelle beschlossen und zur Abstimmung in den Bundesrat weitergeleitet. Dieser hat der Gesetzesnovelle am 12.02.2021 zugestimmt.

Die wichtigsten Aussagen dieses neuen Bundesbedarfsplangesetzes bezüglich besagter Stromleitung sind in Kürze:

Es wird die Notwendigkeit verschiedener Netzausbauvorhaben grundsätzlich festgestellt und es werden gesetzliche Anpassungen vorgenommen um Planungs- und Genehmigungsverfahren schneller abzuwickeln (nachzulesen im Netzentwicklungsplan 2019-2030).

Für uns bedeutet das nichts Gutes:

Die Maßnahme M54 der P53 , also die 380 kV Strecke Ludersheim-Raitersaich wird insgesamt bestätigt und soll einschließlich einer neuen 380 kV Schaltanlage in Ludersheim bis 2026 umgesetzt sein.

Die Gesundheit der Anwohner, die dann in einem Abstand von weniger als 400 m von 380 kV Masten leben sollen, wenn man sich die aktuellen Pläne von TenneT ansieht, oder aber von weniger als 100 m von einer erdverkabelten Leitung, zählt offensichtlich nicht. Auch eine Erdverkabelung, die inzwischen ebenfalls angedacht wird,  ist mit gesundheitsschädlichen Auswirkungen auf die Anwohner verbunden.

Geht es hier wirklich nur darum, die Stromversorgung sicherzustellen? Oder geht es auch lukrativen Stromhandel im großen Stil? Diesen Verdacht hat unter anderem die Bürgerinitiative Aktionsbündnis Trassengegner. (Hierzu ein sehr empfehlenswerter Zeitungsartikel aus „Der Bote“ vom 22.1.2021: https://n-land.de/top-story/ablehnung-oder-mitspracherecht)

Tatsache ist auch, dass die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage einer Bundestagspartei zugeben musste, dass sie darüber nachdenkt, sich an der Fa. TenneT finanziell zu beteiligen.

Die Bürger, die sich im BI Aktionsbündnis Trassengegner zusammengeschlossen haben, sind zuversichtlich, dass diese Trasse noch zu stoppen ist. Wenn viele Bürger sich wehren.

Am 17.3.2021 haben nun unser OB Marcus König, der OB von Schwabach, die Bürgermeister von Feucht, Schwarzenbruck, Wendelstein und der Landtagsabgeordnete Michael Frieser und andere Mandatsträger in einem Schreiben an TenneT klargestellt, dass sie einen Verlauf der neuen Trasse auf der bereits existierenden Bestandstrasse ablehnen, da auch hier Mensch und Umwelt stark gefährdet bzw. zerstört werden. Leider wird aus diesem Schreiben nicht ersichtlich, ob die Politik sich auch für den Schutz der Moorenbrunner Bürgerinnen und Bürger stark macht und die Trassenvariante  an Moorenbrunn vorbei ebenfalls ablehnt.

 Der Bürgerverein hat deshalb im März unseren OB Marcus König kontaktiert um von ihm die Zusicherung zu erhalten, dass er sich nicht nur für den Schutz von Katzwang, sondern auch für den Moorenbrunns starkmachen wird,  in dem er sich auch klar gegen die sog. Nord-Variante stemmt. Auch Moorenbrunn ist ein wichtiger Teil Nürnbergs. Leider haben wir bisher noch keine Antwort von unserem OB erhalten.

Am 23.3.21 erschien in der „Der Bote“  – anbei der Link: https://n-land.de/top-story/noerdliche-und-oestliche-trasse – ein Artikel der darstellt, dass der von TenneT favorisierte Trassenverlauf nun inzwischen feststeht. In ca. 1-2 Monaten wird TenneT nach weiteren Prüfungen einen 100 Meter breiten Korridor festgelegt haben, mit dem man in das Raumordnungsverfahren gehen  will.

Aktuell sieht es so aus, als ob TenneT einen Trassenverlauf bevorzugt, der von Kornburg aus nach Osten an der A6 entlangläuft bis Ludersheim. Betrachtet man auf der Homepage von TenneT die Karte mit dem Trassenverlauf in unserer Region, so hat man sich offensichtlich für die sog. Nord-Variante entschieden, die in unmittelbarer Nähe zu den Wohnhäusern in Moorenbrunn verläuft. Hier dürfte der geforderte Mindestabstand ebenso wenig einzuhalten sein wie in Winkelhaid.

Gerade in einem so dicht besiedelten Gebiet wie Nürnberg, in dem es kaum mehr intakte Naturflächen und gesunde Wälder gibt, muss bei Planern jedweder Projekte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass es in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels nicht länger möglich ist immer nur den einfachsten Weg zu gehen, der da lautet: ab durch den Wald! Es braucht auch in Deutschland bei Großprojekten neue und kreative Ideen! Der altmodische und einfache Weg des immer weiter so, immer mehr und immer größer ist weder nachhaltig noch zukunftsfähig.

Am breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen das geplante ICE Werk in Altenfurt ist sichtbar, dass die Bürger unsere Stadtteile nicht länger gewillt sind, jede sinnfreie Maßnahme hinzunehmen, die uns zugemutet wird.

Die Menschen in ganz Deutschland haben durch Corona viele Einschränkungen Ihres Lebens und Ihrer Bewegungsfreiheit hingenommen.  Diese Einschränkungen und die jeweils geltenden Verbote von Präsenzveranstaltungen dürfen nicht dazu verwendet werden um bei Themen, die so tiefgreifende Einschnitte in das Leben der Anwohner unserer Stadtteile darstellen, in sog. „moderierten Online-Informationsveranstaltungen“ Fakten für die Menschen zu schaffen.

Es gibt viele Gruppen, Verbände und Vereine, die sich aktuell zusammenschließen, bzw. dies schon getan haben, um weitere Zerstörungen der Natur durch die P53 hier im Nürnberger Südosten zu verhindern und die Lebensqualität der Menschen hier vor Ort zu erhalten. So z. B. der Bund Naturschutz, der sich in Person von Herrn Tom Konopka und Herrn Wolfgang Dötsch engagiert für die Rettung des Restes unserer Wälder einsetzt. Ebenso wie die „BI Gegen die Waldzerstörung“, die „BI P53 Schwabach“, die „BI Birnthon-Moosbach“, um nur einige zu nennen.

Aufgrund der Informationen, die dem BV vorliegen, müssen wir uns gegen den Bau dieser Stromtrasse aussprechen. Wir wollen versuchen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger bei uns im Südosten für das Thema zu sensibilisieren und möglichst viele lokale Mandatsträger als Unterstützer zu gewinnen.

Helfen Sie uns dabei! Sprechen Sie über das Thema! Mit allen Menschen, die Sie erreichen können. Sprechen Sie vor allem auch mit jungen Menschen darüber, Ihren Kindern, Enkeln, Freunden. Wir brauchen hier weiterhin den Zuzug von jungen Menschen und Familien. Diese bekommen wir aber nur, wenn wir unsere Stadtteile lebenswert erhalten.

Und eines ist ganz wichtig: junge Menschen haben sehr oft viele gute und kreative Ideen etwas umzusetzen!

Der BV bleibt am Ball!